Manche Arten (Pflanzen, Tiere, Materialien, Menschen) durchlaufen wechselhafte Phasen der allgemeinen Akzeptanz. Daran erinnert mich ein Beitrag in der Verlagsbeilage einer gärtnerischen Fachzeitschrift. Findige Pflanzenkenner entwickeln ein innovatives Produkt, das viele Laien schon aus anderem Blickwinkel kennen: Aegopodium podagraria.
Meine erste Begegnung mit dieser Pflanze war durchaus positiv. Auch ohne botanische Kenntnisse wussten wir Kinder, dass die Blätter von unseren Stallhasen sehr geliebt waren, ähnlich wie die des Löwenzahns. Von beiden Arten hatten wir immer genügend im Garten.
Sehr viel später machten wir nachbarschaftliche Erfahrungen mit der Pflanze als invasives Unkraut, wobei die Frage auftritt, von welcher Seite der Gartenzauns der lästige Giersch wohl seinen Ausgang genommen hat.
Dieser Tage bringt die DEGA-Verlagsbeilage „Stauden & Gehölze“ eine völlig neue Sicht auf das allseits verhasste Kraut. Man nehme die vermehrungsfreudige Pflanze, stecke sie in recyclingfähige Töpfe mit torffreiem Substrat und fertig ist das neue Produkt. Die Zielgruppe ist klar, das Segment im Sortiment bekommt die Überschrift „Heimische Wildstauden“ und jetzt muss der Marktauftritt nur noch unterstützt werden durch bebilderte Stecketiketten, Flyer, Pflegetipps, Plakate und Aufkleber. Wenn das keine Karriere ist!
Ich werde wohl kein Kunde werden. Als Lieferant käme ich eher in Betracht. Schließlich genießt der Giersch in begrenztem Umfang Artenschutz in meinem Garten und darf auch mal seine schöne, insektenfreundliche Blüte zeigen.
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