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Rückwärtskalkulation

 Den üblichen Weg der Kalkulation zur Ermittlung von kostenbasierten Preisen könnte man auch als „Vorwärtskalkulation“ bezeichnen. Man tritt mit den eigenen Preisvorstellungen offensiv am Markt auf. Was aber bedeutet „Rückwärtskalkulation“?

 

Man kennt den Begriff in erster Linie aus dem Bereich der Handelskalkulation. Hierbei geht man von einem feststehenden Verkaufspreis aus und prüft, bei welchen Einkaufspreisen und Beschaffungskosten man den angestrebten Gewinn erzielt.

 

Mich interessiert das Verfahren im Zusammenhang mit der Baukalkulation. Erstmals habe ich davon gehört über eine alte Diplomarbeit, die ich in Osnabrück in die Hände bekommen habe und von der mir nur die Überschrift in Erinnerung geblieben ist. In der baubetrieblichen Literatur wurde ich nicht fündig und so habe ich mir selbst Gedanken gemacht, wie man eine Rückwärtskalkulation als Controlling-Tool in mein Programm OTB-C „Baustellencontrolling“ einbauen kann.  

 

Was bei der Handelskalkulation der Einkaufspreis ist, sind beim Bau die Baustellenstunden: der zentrale Kostenfaktor. Und so stellt sich bei laufenden Baustellen stets die Frage, wie verändert sich das Projektergebnis, wenn die Arbeitszeiten aus dem Ruder laufen oder wenn sie durch organisatorische Maßnahmen verkürzt werden können.

 

Das Arbeitsblatt Rückwärtskalkulation dient dazu, ausgehend von einer erwarteten Gesamtleistung eines Projekts und den damit verbundenen Einzelkosten für Material, Geräte, Nachunternehmerleistungen usw. die Zeitvorgaben zum Erreichen bestimmter Grenzwerte zu berechnen. Dabei lassen sich auch die Einflüsse von Änderungen im Bauablauf gegenüber der Auftragskalkulation simulieren. Die nicht eingeplanten Mehrungen und Minderungen verändern die Kostenverläufe und Erfolgsgrößen, wobei zu unterscheiden ist, ob sie selbst verursacht oder als Nachtrag vereinbart und in Rechnung gestellt werden.

 

Folgende Schwellenwerte werden in OTB-C ausgewiesen: Wie viele Baustellenstunden dürfen maximal eingesetzt werden, um...

  • die allgemeine Vorgabe für Wagnis und Gewinn zu erfüllen?
  • alle Selbstkosten abzudecken (Gewinnschwelle)?
  • zumindest die Einzelkosten abzudecken unter Verzicht auf einen Beitrag zu den Gemeinkosten (Deckungsbeitragsschwelle)?

Das Ganze wird grafisch dargestellt und mit variablem Text erläutert.

Eine andere Bedeutung des Begriffs Rückwärtskalkulation finden wir in der KLR Bau. Dort wird sie verwendet im Zusammenhang mit der Kalkulation über die Endsumme. Bei diesem Verfahren lassen sich die Einheitspreise bzw. die Kalkulationszuschläge ohne Veränderung der Angebotssumme "rückwärts" ändern.