Gestern hielt der Vorstandsvorsitzende der Deutschen Bahn AG, Dr. Richard Lutz seine Halbjahrespressekonferenz ab. Er musste einen operativen Verlust in Höhe von 1,2 Milliarden Euro vermelden.
Ausführlich wurde in der Pressekonferenz über die Ursachen (Wetter, Streiks, defektes Schienennetz, Lohnsteigerungen...) gesprochen. Weniger präzise angesprochen wurden die ins Auge zu fassenden strategischen Reaktionen. Doch hört man aus der politischen und medialen Nachbereitung schon von verschiedenen angedachten Ansätzen zur Verbesserung der Wirtschaftlichkeit.
- Einsparungen beim Personal
- Reduzierter Fahrplan
- Mehr finanzielle Unterstützung vom Bund
- Preisanhebungen
Zum letzten Punkt fällt mir die hübsche Geschichte aus dem Jahr 1900 ein, die ich immer gerne zur Erläuterung der Deckungsbeitragsrechnung und der Marktmechanismen herangezogen habe und die unverändert ihre Gültigkeit hat. Vor allem zeigt sie recht plakativ die Schwächen der Vollkostenrechnung, wie sie auch und gerade im Baubereich vorherrscht. Das nachstehende Video macht in nur 1:27 Minuten alles klar.
Nun gibt es ja heute verschiedene, gute Gründe, die Bahn als Verkehrsmittel zu meiden. Und ganz sicher verfügt die Bahn AG über Modellrechnungen, wie sich Preisanhebungen auswirken, wie hoch also die Preiselastizität der Nachfrage ist. Wenn man die Umsatzentwicklung im Fern- und Nahverkehr vergleicht, sieht man doch deutlich Auswirkungen der Preisentwicklung.
Bildquelle: Deutsche Bahn AG.
Das Deutschlandticket hat den Nahverkehr merklich belebt, während die gestiegenen Preise beim Fernverkehr zu einem Rückgang führten. Natürlich kommen zahlreiche weitere Einflussfaktoren dazu und gerade im Fernverkehr hat vor allem die Frage der Pünktlichkeit und Zuverlässigkeit ein besonderes Gewicht. Aber letztlich kommt es dem Kunden auf das Preis-Leistungsverhältnis an.
Und so funktioniert es auf allen Märkten, eine echte Marktwirtschaft vorausgesetzt. Für den Anbieter ist es gut, die eigenen Kosten zu kennen. Dazu muss aber auch das Bewußtsein kommen, wie sich der Preis auf die Nachfrage auswirkt. Wohl dem, der sich ein Leistungs- und Imageprofil erarbeitet hat, das ihn aus den Preiskalkülen der Kunden heraushebt. Die Deutsche Bahn ist weit davon entfernt.
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